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Die Sammlerin der verlorenen WörterOverlay E-Book Reader

Die Sammlerin der verlorenen Wörter /
Roman

Autor: Pip Williams

Übersetzt von: Christiane Burkhardt
Deutsch
2022 - Diana Verlag; Affirm Press

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Inhalt

Kurztext / Annotation
Oxford, Ende des 19. Jahrhunderts. Esme wächst in einer Welt der Wörter auf. Unter dem Schreibtisch ihres Vaters, der als Lexikograph am ersten Oxford English Dictionary arbeitet, liest sie neugierig heruntergefallene Papiere auf. Nach und nach erkennt sie, was die männlichen Gelehrten oft achtlos verwerfen und nicht in das Wörterbuch aufnehmen: Es sind allesamt Begriffe, die Frauen betreffen. Entschlossen legt Esme ihre eigene Sammlung an, will die Wörter festhalten, die fern der Universität wirklich gesprochen werden. Sie stürzt sich ins Leben, findet Verbündete, entdeckt die Liebe und beginnt für die Rechte der Frauen zu kämpfen.

»Eine wunderschöne Erkundung der Geschichte und der Macht der Sprache. Dieser subversive Roman verwebt stimmungsvoll Liebe, Verlust und Literatur - für alle, die Wörter lieben und feiern.« Reese Witherspoon

Pip Williams, geboren in London, aufgewachsen in Sydney, lebt mit ihrer Familie in Südaustralien. Sie ist Sozialwissenschaftlerin und neben ihrer Forschung leidenschaftliche Autorin eines Reisememoirs, von Artikeln, Buchrezensionen, Flash Fiction und Gedichten. Ihre Faszination für Sprache und ihre Recherchen in den Archiven des Oxford English Dictionary inspirierten ihren ersten Roman »Die Sammlerin der verlorenen Wörter«, der ein Nr.-1-Sensationserfolg in ihrer australischen Heimat wurde. Mehrfach preisgekrönt, stand dieser Roman auf der Shortlist für den Walter Scott Prize for Historical Fiction. Auch »Die Buchbinderin von Oxford« wurde zum Nr.-1-Bestseller in Australien.

Textauszug

Mai 1887

Scriptorium. Das klingt, als wäre es ein beeindruckendes Gebäude gewesen, in dem noch die leisesten Schritte zwischen Marmorboden und vergoldeter Kuppel widerhallen. Aber es war nur ein Schuppen im rückwärtigen Garten eines Hauses in Oxford.

Doch statt Schaufel und Rechen enthielt der Gartenschuppen Wörter. Jedes Wort der englischen Sprache war auf postkartengroßen Zetteln notiert. Freiwillige Mitarbeiter aus aller Welt schickten sie ein, woraufhin sie zu Bündeln geordnet in den Hunderten von Regalfächern aufbewahrt wurden, die die Wände des Schuppens säumten. Dr. Murray war der Einzige, der scriptorium sagte - bestimmt fand er es beschämend, dass die englische Sprache in einem Gartenschuppen gelagert wurde -, alle anderen, die dort arbeiteten, nannten es einfach bloß Scrippy. Alle bis auf mich. Mir gefiel, wie es sich anfühlte, das Wort scriptorium in den Mund zu nehmen, meine Lippen sanft darum zu wölben. Ich brauchte lange, bis ich es aussprechen konnte, und als es endlich so weit war, kam nichts anderes mehr infrage.

Vater half mir einmal dabei, in den Fächern nach scriptorium zu suchen. Wir fanden fünf Belegzettel mit Beispielen für den Gebrauch des Wortes, und alle Zitate reichten kaum mehr als hundert Jahre zurück. Sie lauteten mehr oder weniger gleich, und keines bezog sich auf einen Schuppen im rückwärtigen Garten eines Hauses in Oxford. Ein scriptorium, so die Belegzettel, sei eine Schreibstube in einem Kloster.

Trotzdem konnte ich verstehen, warum Dr. Murray dieses Wort ausgesucht hatte. Seine Assistenten und er waren auch ein bisschen so wie Mönche, und als ich fünf Jahre alt war, konnte ich mir leicht vorstellen, dass das Wörterbuch ihre Heilige Schrift war. Als Dr. Murray mir erklärte, dass es eine Lebensaufgabe war, all die Wörter zusammenzutragen, fragte ich mich: wessen Lebensaufgabe? Sein Haar war bereits aschgrau, und erst die Hälfte des Buchstabens B war erfasst.

* * *

Vater und Dr. Murray hatten als Lehrer in Schottland gearbeitet - lange bevor es ein Skriptorium gab. Und weil sie Freunde waren, weil ich keine Mutter hatte, die sich um mich kümmerte, weil Vater einer von Dr. Murrays bewährtesten Lexikographen war, drückten alle ein Auge zu, wenn auch ich mich im Skriptorium aufhielt.

Das Skriptorium war ein magischer Ort - ganz so, als würde alles, was es jemals gab und geben würde, an ihm aufbewahrt. Bücher türmten sich auf jeder freien Fläche. Frühere Wörterbücher, historische Texte und uralte Sagen füllten die Regale, die einen Schreibtisch vom anderen trennten oder eine Nische bildeten, in der ein Stuhl stand. Ihre Fächer reichten vom Boden bis zur Decke. Sie waren voller Zettel, und Vater meinte mal, dass ich nach ihrer Lektüre die Bedeutung von allem kennen würde.

In der Mitte stand der Sortiertisch. An einem Ende saß Vater, während an jeder Seite Platz für drei Assistenten war. Am anderen Ende befand sich Dr. Murrays Stehpult, mit Blick auf all die Wörter und Männer, die ihm halfen, sie zu definieren.

Wir waren stets vor den anderen Lexikographen da, und in dieser kurzen Zeit hatte ich Vater und die Wörter ganz für mich allein. Ich saß auf seinem Schoß am Sortiertisch und half ihm beim Ordnen der Zettel. Immer wenn wir auf ein Wort stießen, das ich nicht kannte, las er das dazugehörige Zitat vor und half mir, seine Bedeutung zu verstehen. Wenn ich die richtigen Fragen stellte, versuchte er, das Buch zu finden, aus dem das Zitat stammte, um mir noch mehr daraus vorzulesen. Es war wie eine Schatzsuche, und manchmal fand ich Gold.

»This boy had been a scatter-brained scapegrace from his birth.« - »Dieser Junge war von Geburt an ein zerstreuter Taugenichts.« Vater las das Zitat von einem Zettel ab, den er gerade aus einem Umschlag gezogen hatte

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Buchdetails

Titel: Die Sammlerin der verlorenen Wörter
Untertitel:Roman
Untertitel:Übersetzt von: Christiane Burkhardt
Autor:Pip Williams
Verlag: Diana Verlag; Affirm Press
Erscheinungsjahr:2022
Sprache:Deutsch
544 Seiten
ISBN-13: 978-3-641-27236-4

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