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Identitätskrise /
Warum Zweifel der Beginn von Neuerfindung ist - für uns und unsere Gesellschaft

Autor: Alice Hasters

Deutsch
2023 - Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

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Inhalt

Kurztext / Annotation
Alice Hasters stellt sich den größten Ängsten der Jetztzeit und bietet einen Ausblick - erhellend, persönlich und vor allem zuversichtlich.
Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Identitätskrise. Alle Systeme, die Sicherheit, Zukunft und Gerechtigkeit versprachen, scheinen versagt zu haben, und nun herrschen Zweifel und Verunsicherung. Identitätskrisen haben einen schrecklichen Ruf. Sie sind anstrengend für alle Beteiligten. Doch sie sind unbedingt notwendig - denn nur so können sich Menschen und Gesellschaften weiterentwickeln.

Alice Hasters wurde 1989 in Köln geboren. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin, Moderatorin und Speakerin in Berlin. Sie war unter anderem für die Tagesschau und das Jugendprogramm Funk tätig und entwickelte Social-Media-Formate für den RBB und Deutschlandfunk Nova. Mit Maxi Häcke spricht sie im monatlichen Podcast Feuer&Brot über Feminismus und Popkultur. Ihr erstes Buch Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten belegte Platz 5 der Jahresbestsellerliste Sachbuch im Paperback 2020. Für ihre Bildungsarbeit zum Thema Rassismus wurde sie 2020 zur Kulturjournalistin des Jahres gewählt.

Textauszug
Prolog

Aus dem Inneren einer Identitätskrise

Es gibt Tage, an denen ich aufwache und nicht weiß, was ich als Nächstes tun soll. Es fällt mir schwer zu beurteilen, was eigentlich noch wichtig ist. Das Einzige, was mir einfällt, ist das, was ich seit Jahren mache, nachdem ich aufgestanden bin: Ich gehe in die Küche, fülle die kleine Schraubkanne mit Kaffeepulver, stelle sie auf den Herd und warte, dass mein Kopf hochfährt. Dabei spülen Gedanken langsam an und treiben weg, wie Wellen in einem verschlafenen Meer.

Es fühlt sich merkwürdig an, darauf zu warten, dass der Kaffee anfängt zu kochen, und gleichzeitig zu überlegen, wann wohl die Welt überkocht. Oder ob sie das schon tut, eben nur nicht hier, in dieser Wohnung.

Ab wann kann man offiziell von einer Weltüberkochung sprechen? Irgendwo in dieser Stadt hat es schon angefangen. Irgendwo klopft es vielleicht gerade an der Wohnungstür einer Familie, die sich zum Abschiebeflug bereit machen soll. Irgendwo verprügelt ein Mann gerade seine Frau. Irgendwo stirbt ein Tier, und eine Pflanze blüht nicht, weil es zu heiß und zu trocken ist. Wann werde auch ich wirklich zu spüren bekommen, was schon längst passiert? Wenn es so weit ist und das Leben, so wie wir es gerade führen, offiziell vorbei ist, was für eine Person werde ich dann sein? Was werde ich bereuen, was werde ich vermissen?

Kaffee, wahrscheinlich. Merkwürdig, dass wir an Italien denken, wenn es um guten Kaffee geht, und an die Schweiz bei guter Schokolade. Hat jemand schon einmal eine Kaffee- oder eine Kakaoplantage in Europa gesehen? All unsere Geschichten sind schief. Aber es wird bald aufhören, so oder so. Es hat schon begonnen aufzuhören. Diesen feststellbaren Zeitpunkt, wann etwas zu Ende geht und etwas Neues anfängt, den gibt es nicht. Alles geschieht gleichzeitig.

Ich stelle mir den Moment, in dem mich die Weltüberkochung erreicht, so vor: Nichts ahnend wird man aus dem Haus gehen und irgendwohin wollen, und dann wird es heißen: Das geht nicht mehr, es ist vorbei. Freiheit, wie wir sie kennen, ist tot.

In meiner Vorstellung wird es wie zu Beginn der Coronapandemie, nur noch viel krasser. Während ich im Newsroom saß und O-Töne von Expert*innen zusammenschnitt, die sagten, das neue Virus sei vergleichbar mit der Grippe, keine Panik, war mein Kollege schon sehr nervös. Ich dachte, er übertreibt. Bis die Führungskräfte plötzlich von einem Meeting zum anderen rannten und schließlich verkündeten, wir können erst einmal nicht mehr zur Arbeit kommen, auf unbestimmte Zeit.

Da hatte ich bereits angekündigt, dass ich keine Schichten mehr annehmen könnte, weil ich mit meinem ersten Buch mehr zu tun hatte als ursprünglich gedacht. Aber die Lesungen fielen dann auch aus. Ruhig wurde es trotzdem nicht.

Anfang Mai 2020 wurde ich in einem Podcast-Interview gefragt, ob die Pandemie andere Gesellschaftsdiskurse verdränge. Ich sagte, ganz im Gegenteil, durch die Pandemie werde alles an sozialen Ungerechtigkeiten nur noch stärker sichtbar. Als die Folge Anfang Juni veröffentlicht wurde, war George Floyd bereits tot. Umgebracht in weniger als neun Minuten von einem weißen Polizisten. An einem ganz normalen Tag in Minneapolis. Schwarze Menschen wissen sehr genau, dass ihnen das jetzt schon passieren kann - an einem gewöhnlichen Tag rauszugehen, irgendwo hinzuwollen, und auf einmal heißt es: Das geht nicht mehr, es ist vorbei. Wir ahnen nichts, und doch ahnen wir es die ganze Zeit.

Ich war merkwürdig stolz darauf, dass ich recht gehabt hatte mit meiner Antwort. Auf der Black Lives Matter-Demo auf dem Berliner Alexanderplatz fragte ich mich, was den vielen Menschen dort wohl durch den Kopf ging. Warum waren sie hier? Warum hatte gerade der Tod von George Floyd sie so emotionalisiert? Er war nicht der erste Schwarze US-Amerikaner, der vor laufender Kamera umgebracht worden war. Tamir Ri

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Buchdetails

Titel: Identitätskrise
Untertitel:Warum Zweifel der Beginn von Neuerfindung ist - für uns und unsere Gesellschaft
Autor:Alice Hasters
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr:2023
Sprache:Deutsch
240 Seiten
ISBN-13: 978-3-446-27707-6

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