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James /
Roman

Autor: Percival Everett

Übersetzt von: Nikolaus Stingl
Deutsch
2024 - Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Doubleday

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Inhalt

Kurztext / Annotation
'Huckleberry Finn' wird zum Roman der Freiheit - in 'James' erfindet Percival Everett den Klassiker der amerikanischen Literatur neu. Fesselnd, komisch, subversiv
Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts 'James' ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt. Ein auf den Kopf gestellter Klassiker, der uns aufrüttelt und fragt: Wie lesen wir heute? Fesselnd, komisch, subversiv.

Percival Everett, geboren 1956 in Fort Gordon/Georgia, ist Schriftsteller und Professor für Englisch an der University of Southern California. Er hat bereits mehr als dreißig Romane veröffentlicht. Für sein Werk wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt, u. a. mit dem PEN Center USA Award for Fiction, dem Academy Award in Literature der American Academy of Arts and Letters, dem Windham Campbell Prize und dem PEN/Jean Stein Book Award. Auf Deutsch erschienen bislang 'Ausradiert' (2008), 'God's Country' (2014) und 'Ich bin Nicht Sidney Poitier' (2014). Bei Hanser erschienen zuletzt die Romane Erschütterung (2022) und Die Bäume (2023).

Textauszug
Kapitel 1

Die kleinen Halunken versteckten sich drüben im hohen Gras. Der Mond war nicht ganz voll, leuchtete aber kräftig, und er stand hinter ihnen, deshalb konnte ich sie sehen wie am helllichten Tag, obwohl es tiefe Nacht war. Vor der dunklen Leinwand blinkten Leuchtkäfer. Ich wartete an Miss Watsons Küchentür, kippelte mit dem Fuß auf einer lockeren Treppenstufe, wusste, dass Miss Watson mir morgen sagen würde, ich solle sie reparieren. Ich wartete darauf, dass sie mir eine Schüssel Cornbread gab, das sie nach dem Rezept meiner Sadie zubereitet hatte. Ein Sklavenleben besteht zum großen Teil aus Warten - Warten, Warten und nochmal Warten. Warten auf Anweisungen. Warten auf Essen. Warten aufs Tagesende. Warten auf den gerechten und verdienten christlichen Lohn am Ende von allem.

Diese weißen Jungs, Huck und Tom, beobachteten mich. Sie spielten immer irgendein Phantasiespiel, in dem ich entweder ein Schurke oder ein Opfer war, auf jeden Fall aber ihr Spielzeug. Sie hüpften da draußen bei den Sandflöhen, Moskitos und anderen stechenden Biestern herum, kamen mir aber kein bisschen näher. Es lohnt sich immer, Weißen zu geben, was sie wollen, deshalb trat ich in den Garten und rief in die Nacht hinaus:

»Wersndas da draußnim Dunkeln?«

Sie rumorten unbeholfen herum, kicherten. Die beiden könnten sich nicht mal an einen Blinden und Tauben anschleichen, während eine Blaskapelle spielt. Ich hätte lieber Zeit damit vergeudet, Leuchtkäfer zu zählen, als mich mit den beiden abzugeben.

»Chglaub, ich setzma lieber meine alten Knochng auf die Veranda hier un schau nomma nach dem Geräusch da. Vlleich isssas da draußen ja irngso'n Dämon oder ne Hexe. Chbleib hier, da isses sicher.« Ich setzte mich auf die oberste Stufe und lehnte mich an den Pfosten. Ich war müde, also schloss ich die Augen.

Die Jungs tuschelten aufgeregt miteinander, und ich konnte sie so deutlich hören wie eine Kirchenglocke.

»Schläft er schon?«, fragte Huck.

»Ich glaub ja. Ich hab gehört, Nigger können einfach so einschlafen«, sagte Tom und schnipste mit den Fingern.

»Pssst«, sagte Huck.

»Ich sag dir was, wir fesseln ihn«, sagte Tom. »Wir fesseln ihn an'n Verandapfosten, wo er sich gegenlehnt.«

»Nein«, sagte Huck. »Was, wenn er aufwacht und Rabatz macht? Dann kommt raus, dass ich draußen bin und nich im Bett, wie ich eigentlich sein sollte.«

»Okay. Aber weißt du was? Ich brauch Kerzen. Ich schleich mich in Miss Watsons Küche und hol mir welche.«

»Und wenn du den Jim aufweckst?«

»Ich weck niemand auf. 'n schlafenden Nigger weckt nicht mal Donner auf. Weißt du denn gar nix? Kein Donner, kein Blitz, keine brüllenden Löwen. Ich hab mal von einem gehört, der hat sogar n Erdbeben verschlafen.«

»Was meinst du, wie so n Erdbeben sich anfühlt?«, fragte Huck.

»Wie wenn dich dein Pa mitten in der Nacht aufweckt.«

Die Jungs krochen ungelenk auf allen vieren, und nicht besonders leise, über die knarzenden Verandadielen und durch die Halbtür in Miss Watsons Küche. Ich hörte sie da drin herumwühlen, Schranktüren und Schubladen öffnen. Ich hielt die Augen geschlossen und ignorierte einen Moskito, der auf meinem Arm landete.

»Na bitte«, sagte Tom. »Ich nehm mir einfach drei.«

»Du kannst einer alten Frau nich einfach Kerzen klauen«, sagte Huck. »Das is Diebstahl. Was is, wenn sie's dem Jim in die Schuhe schieben?«

»Na gut, ich lass ihr einen Nickel da. Das is mehr als genug. Die werden keinen Sklaven verdächtigen. Wo soll denn ein Sklave nen Nickel herhaben? Und jetz nix wie weg hier, bevor sie auftaucht.«

Die Jungs traten auf die Veranda. Ich glaube, ihnen war nicht im Entferntesten klar, wie viel Krach sie machten.

»Hättest ihr auch nen Zettel dalassen sollen«, sagte Huck.

»Is alles nich nötig«, sagte Tom. »Der Nickel is mehr als genug.« Ich spürt

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Buchdetails

Titel: James
Untertitel:Roman
Untertitel:Übersetzt von: Nikolaus Stingl
Autor:Percival Everett
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Doubleday
Erscheinungsjahr:2024
Sprache:Deutsch
347 Seiten
ISBN-13: 978-3-446-28047-2

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