Logo Bücher Stierle Kelten

Kunden em pfehlungen

Rezensionen von Anja:

Interessante Geschichte zu überhastet erzählt

The Last Dragon King - Die Chroniken von Avalier 1 von Leia Stone

Der Drachenkönig sucht eine Frau, die ihm einen Erben gebärt. Dafür kommen nur Frauen infrage, die über eine ausreichend starke Magie verfügen. Arwen hält sich für unmagisch und ungeeignet, bis die Witterer des Königs sie zur Brautschau mitnehmen. Es wiederstrebt Arwen, nur als Körper betrachtet zu werden.

Sie möchte aus Liebe heiraten. Allerdings löst die Gegenwart des Königs immer mehr Gefühle in ihr aus…

Den Anfang der Geschichte empfand ich als etwas holprig. Ein paar viele Wiederholungen und die Gespräche irgendwie nicht ganz rund. Dies legt sich mit der Zeit aber.

Nach dem Start hatte ich keine genaue Vorstellung, wohin sich die Geschichte entwickeln würde und so konnte mich die Handlung mehrfach überraschen. Allerdings empfand ich leider viele Ereignisse als zu schnell abgearbeitet. Alles geht Schlag auf Schlag, es passiert so unglaublich viel auf wenigen Seiten, aber kaum etwas wird intensiver ausgebaut und so bleiben sowohl die Spannung als auch die Emotionen mehrfach auf der Strecke.

Zudem hatte ich so manches Mal meine Probleme mit den Entscheidungen der Figuren.
Sie werden angegriffen und sind wütend. Ihre Reaktion darauf ist ein unvorbereiteter, völlig überhasteter Gegenschlag, der natürlich ziemlich daneben geht… Praktischerweise hält der Feind aber monatelang die Füße still, als es den Hauptfiguren gerade in den Kram passt. So ganz passte es für mich nicht.

Arwen stellt sich als mutige, kämpferische Protagonistin vor. Seit ihr Vater tot ist, geht sie jagen und versorgt damit die Familie. Anfangs zeigt sie diese Kämpfernatur auch noch am Hof, sagt, was sie denkt, und hinterfragt Dinge. Leider verliert Arwen im Mittelteil ihren Biss, es fiel mir dann schwerer, ihrer wechselnden, teils jammernden Gedankengänge nachzuvollziehen.

König Valdren ist mir teilweise etwas zu launisch. Allerdings muss man ihm wohl die dramatische Lage, in der er steckt, zugute halten. Die Eindrücke zu seinem Volk fand ich sehr spannend. Gern hätte ich noch mehr über die Natur der Drachen, die verschiedenen Arten und die anderen Reiche erfahren – letzteres wird dann wohl in den Folgebänden der Fall sein.

Fazit

Sehr ereignisreiche, oft aufregende Handlung, in der unglaublich viel passiert. Leider werden die meisten Ereignisse viel zu schnell abgearbeitet, sodass es schwierig ist, zwischen all den Wendungen hinterher zu kommen. Es gibt gefühlvolle und dramatische Szenen, aber aufgrund des zu hohen Tempos konnte ich die meiste Zeit weder nachfühlen noch mitfiebern.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Tolle Geschichte mit vielen Informationen

Als Ela das All eroberte von Raúl Krauthausen; Adina Hermann

Die Idee des Buches – Mädchen im Rollstuhl möchte Astronautin werden – hat mich bei der Verlagsvorschau direkt angesprochen. Und das Buch hat mir wirklich gut gefallen.

Ela und ihr Freund Ben lieben den Weltraum und den Sternenhimmel. Da die zwei sich über ihr Lieblingsthema austauschen („Wusstest du, dass…?“), sind ganz viele Informationen in die Handlung eingebunden.

Teilweise kommen hier viele Fakten innerhalb weniger Sätze – ein paar Themen davon werden im Anhang des Buches erneut aufgegriffen und etwas ausführlicher erklärt.

Nach einem Ausflug zum Planetarium beschließt die lebenslustige und wissbegierige Ela, dass sie Astronautin werden will. Nachdem ihr mehrfach gesagt wird, dass es aufgrund der hohen Anforderungen schwierig werden könnte, entwerfen Ben und Ela einen Trainingsplan, um Elas Fähigkeiten und Wissen zu testen und auszubauen. Die Kinder sind dabei sehr kreativ und Ela meistert viele Aufgaben. Aber ganz problemfrei verläuft die Vorbereitung nicht… Ela ist niedergeschlagen – und wird ganz toll aufgefangen und bestärkt, an ihren Zielen festzuhalten.

Es ist eine Geschichte über Träume, für die es sich zu arbeiten lohnt. Über Rückschläge und die Erkenntnis, dass viele Wege ans Ziel führen können. Und über eine Freundschaft voller Verständnis und Unterstützung.

Warum Ela im Rollstuhl sitzt, wird in der Geschichte nicht erwähnt. Im Anhang wird das Thema kurz aufgegriffen – dass man nicht immer auf alles Antworten bekommt und kein Recht auf persönliche Informationen anderer Menschen hat.
Ela meistert ihren Alltag und lässt sich von kaum etwas abhalten. Teilweise ist es ihr Umfeld, das meint, ihr Einschränkungen vorgeben zu wollen oder sie auf den Rollstuhl reduziert. So fragt ein Schaffner im Zug, wo der Rollstuhl denn raus wolle… Ben und Ela reagieren auf diese unpassende Bemerkung ziemlich cool.
Aber natürlich gibt es trotzdem Situationen, in denen Ela auf Hindernisse stößt – und nicht jedes alles lässt sich aus eigener Kraft überwinden.

Die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend. Es gibt viele farbige Grafiken und bunte Überschriften. Der Schreibstil ist insgesamt leicht verständlich.
Im Anhang gibt es noch einige Fakten zum Weltraum, der Raumfahrt (im Wandel) und Planeten.
Ein zweiter Anhang beschäftigt sich mit Fragen rund um Ela und ihr Verhalten. Dabei werden die kleinen LeserInnen teilweise direkt angesprochen und zu ihren eigenen Erlebnissen und Wünschen befragt.

Fazit

Die Welt ist im Wandel. Was heute nicht geht, könnte in 10 oder 20 Jahren bereits möglich sein. Und wenn etwas nicht auf direktem Weg geht, hilft vielleicht in kleiner Umweg.
Die Geschichte von Ela bestärkt darin, sich von Hindernissen nicht abhalten zu lassen, gibt ganz viele Fakten zum Thema Weltraum und Raumfahrt und Einblicke in das Leben mit Behinderung (fast) ohne dabei belehrend daherzukommen.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Spannende Themen mit einigen Längen

Lakestone Campus of Seattle, Band 1: What We Fear (SPIEGEL-Bestseller mit Lieblingssetting Seattle) von Alexandra Flint

Um das Geld für eine lebensrettende Operation für ihren Bruder zu bekommen, hat Harlow sich in das System einer Bank gehackt – und wurde erwischt. Statt ins Gefängnis zu müssen, wird ihr ein Studienplatz angeboten, der aber an einige Bedingungen geknüpft ist. Harlow darf sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen.

Da sie niemandem von ihrer Vergangenheit erzählen möchte, verstrickt sie sich in ein Netz aus Lügen, dass ihre neuen Freundschaften auf eine wackelige Basis stellt. Besonders die zum stummen Zack, mit dem sie sich von Anfang an auf einer Wellenlänge befindet.

Das Hackerthema finde ich total spannend und war definitiv mal etwas andres.
Aber auch Zacks Gebärdensprache und Harlows Versuch, ein technisches Hilfsmittel zu schaffen, ist ein sehr interessanter Aspekt der Geschichte.

Harlow ist eine mutige, sympathische junge Frau. Zahlen liegen ihr und am Computer beweist sie außergewöhnliche Fähigkeiten. Für ihre Familie würde sie alles tun und nimmt dafür einige Schwierigkeiten auf sich. Das Studium ist ein Neuanfang für sie, eine unerwartete Chance, die aber auch Herausforderungen mit sich bringt, da Harlow für ihr Stipendium bestimmte Leistungen erzielen muss. Dass sie mit niemandem über ihre Vergangenheit, die sie nach und nach einholt, sprechen darf, zerrt an ihren Nerven.

Auch Zack war mir sehr sympathisch. Aufgrund eines Gendefekts kann er nicht sprechen. Meist kommuniziert er per Zettel und Stift, da nur wenige Menschen in seinem Umfeld die Gebärdensprache beherrschen. Ehrlichkeit ist ihm sehr wichtig, da er in der Vergangenheit einige schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Zack und Harlow lernen sich durch Zufall kennen, finden aber direkt einen Draht zueinander. Langsam entwickelt sich eine Freundschaft – und eine Idee in Harlows Kopf, wie sie Zacks Kommunikation vereinfachen kann.

Die Geschichte hält einige gefühlvolle Passagen bereit – ich mochte die langsame Annährung der Figuren und den Blick in Zacks dramatische Vergangenheit.
Auch Spannung hat die Geschichte zu bieten, denn trotz aller guten Vorsätze kann Harlow ihre Hacker-Vergangenheit nicht völlig abschütteln.
Leider gibt es aber auch viele langatmige Sequenzen, weil Harlow nach und nach so in ihre Probleme verstrickt wird, dass es immer wieder ähnliche Beschreibungen von immer gleichen Abläufen gibt.
Zudem gibt es so viele Geheimnisse und Lügen, dass sich zwangsläufig einige Dramen entwickeln, welche das Buch unnötig in die Länge ziehen.

Das Ende hat mir wieder sehr gut gefallen. Es wird aufregend und dramatisch, mit einigen Wendungen.

Fazit

Zwei Figuren mit spannenden Hintergründen und eine angenehme Art der Annährung – wenn nur nicht all die Lügen wären, die zu allerlei unnötigem Drama und einigen Längen führen…

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Spannende Fantasygeschichte

Trial of the Sun Queen von Nisha J. Tuli

Die 24-jährige Lor hat bereits ihr halbes Leben im Gefängnis verbracht. Wenig Essen, ständige Kämpfe mit anderen Gefangenen oder den Wachen, regelmäßige kräftezerrende Strafen sind ihr Alltag.
Ausgerechnet der Feind rettet sie aus der Gefangenschaft. Und nun muss sie sich, geschwächt, wie sie ist, in tödlichen Wettkämpfen behaupten, aus denen die Frau des Sonnenkönigs hervorgehen soll.

Lor sieht ihre Chance, sich am Aurorakönig zu rächen, der sie einst eingesperrt hat, und kämpft daher verbissen um ihr Überleben und die Chance auf die Krone.

Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Normalerweise lese ich Leseproben von Folgebänden, die man manchmal im Anschluss an die Geschichten findet, nicht – doch hier konnte ich nicht anders, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Und die ersten Kapitel von Band 2 mochte ich fast noch lieber als den ersten Band.

Die Geschichte ist unglaublich spannend. Gerade ist Lor noch im Gefängnis, wird sie unter mysteriösen Umständen „gerettet“, um sich direkt der nächsten Gefahr stellen zu müssen. Dabei wird Lor immer wieder mit halbherzigen Erklärungen abgespeist, warum man ausgerechnet sie geholt hat. Zwar ist Lor neugierig auf die Antworten und versucht daher auch, Informationen zu bekommen, doch letztlich muss sie sich vor allem dem Wettkampf und ihren Konkurrentinnen stellen. Lor ist mutig, willensstark und clever, aber auch sehr temperamentvoll, was zu einigen unüberlegten Handlungen führt. In Bezug auf den Sonnenkönig erschien sie mir teilweise etwas naiv, doch dieses Bild korrigiert sie am Ende wieder.

Im Präsens schildert Lor in der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle.
Dazwischen gibt es einige kurze Kapitel aus Sicht von Nadir – Sohn des Aurorakönigs –, aus personaler Sicht und im Präteritum, was ich ein wenig verwirrend fand, meinen Lesefluss nach einigen Kapiteln aber nicht mehr gestört hat.
Auch Nadir ist auf der Suche nach Antworten, die mit Lors Verschwinden aus dem Gefängnis zusammenhängen.

Die Kombination beider Handlungsstränge gibt relativ schnell eine Idee davon, was es mit Lor auf sich hat. Der Spannung tut das allerdings keinen Abbruch und Gewissheit gibt es ebenfalls lange nicht.
Durchweg habe ich mit Lor bei den Wettkämpfen mitgefiebert. Dabei konnte mich die Geschichte mit ihrem Verlauf immer wieder überraschen – ohnehin war ich mir die meiste Zeit nicht sicher, worauf genau es am Ende hinauslaufen würde. Umso mehr freue ich mich nun auf den nächsten Band, der eine ganz andere Art von Geschichte und Spannung verspricht.

Eine Karte am Anfang des Buches gibt einen Eindruck von der facettenreichen Welt, die in verschiedene Königreiche unterteilt ist, die offensichtlich alle ganz unterschiedliche Eigenschaften haben. Während es im Reich des Aurorakönigs immer dunkel ist, kann Lor im Palast des Sonnenkönigs Sonne und Meer genießen. Einige Fragen bleiben für mich noch offen, wie genau die Welt der Menschen und Fae zusammenhängt.

Auch sehr positiv: Der Rest der Reihe soll noch in diesem Jahr erscheinen, die Wartezeiten sind also kurz und ich freue mich aufs Weiterlesen.

Fazit

Eine spannende Welt, auf deren weitere Beschreibung ich schon sehr gespannt bin. Die Handlung ist spannend und hatte für mich einige Überraschungen zu bieten. Die willensstarke, temperamentvolle Lor ist eine sympathische Protagonistin, mit der ich durchweg mitgefiebert habe.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Wendungsreich

Wer zuerst lügt von Ashley Elston

Zugegebenermaßen hatte ich nach dem Lesen des Klappentextes, der ziemlich viel vorweg nimmt, etwas andere Vorstellungen von der Geschichte. Enttäuscht bin ich aber dennoch nicht.

Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Evie bei ihrem aktuellen Auftrag. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Rückblenden zu früheren Aufgaben, die zunächst für sich stehen, letztlich aber doch die Hintergründe für Evies aktuelle Situation und Motivation erklären.

Die vielen verschiedenen Namen, Identitäten und Zielpersonen auseinander zu halten, ist aber nicht ganz einfach.

Dadurch, dass von Anfang an klar ist, dass Evie ein falsches Spiel mit Ryan spielt, liegt direkt eine gewisse Anspannung zwischen den Zeilen: schließlich weiß er dies nicht. Und dennoch scheinen sowohl er als auch seine Freunde eine gewisse Skepsis an den Tag zu legen. Daher fand ich es interessant zu verfolgen, welche Absichten die einzelnen Figuren verfolgen.

Jeder von Evies Schritten ist perfekt durchdacht und geplant. Ihr Vorgehen fand ich sehr faszinierend. So mietet sie beispielsweise kurzzeitig eine Wohnung, in die sie frisch gekaufte Dinge transportieren lässt, damit sie Ryan vorgaukeln kann, mit ihrem ganzen Kram bei ihm einzuziehen.

Ryan ist nicht ohne Grund Evies Auftrag, doch so genau weiß sie zunächst nicht, auf was es ihr Boss abgesehen hat. Daher fand ich sowohl Evies Nachforschungen als auch die Hintergründe von Ryans Verhalten spannend zu erkunden.

Es dauert ein wenig, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Eine im Klappentext bereits angedeutete Wendung bringt der Handlung eine neue Richtung. Die Dramatik nimmt stetig zu und immer mehr unerwartete Verstrickungen kommen ans Licht. Bis zum Ende habe ich die Auflösung nicht kommen sehen.

Fazit

Während der Geschichte eher ruhig beginnt, steigen Spannung und Dramatik im zweiten Teil des Buches stark an. Ein unerwarteter Schachzug folgt auf den nächsten, sowohl Evie als auch ihr Boss waren für mich ziemlich undurchschaubar, sodass mich die Wendungen mehrfach überraschen konnten.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Abenteuer, Freundschaft & Zusammenhalt

Bella und die Böllersum-Bande von Karin Gothe

Bella und ihre Bande führt ein unbeschwertes Leben in Böllersum – bis ihre kleine Dorfschule geschlossen werden soll, wodurch die Kinder auf unterschiedliche Schulen in der Umgebung gehen müssten. Die Kinder wehren sich gegen die Schulschließung und beginnen zu streiken. Um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen, greifen sie zu ungewöhnlichen Mitteln.

„Beerdigungen in Böllersum sind was Feines.“ , ist der erste Satz der Geschichte und hat mich direkt stutzen lassen. Bellas Opa ist gestorben. Für das ganze Dorf ist dieses Ereignis ein Fest, das fröhlich (und etwas chaotisch) begangen wird. Trotz dieser positiven Darstellung kein einfaches Thema.

Das Dorfleben ist sehr gemütlich und harmonisch beschrieben. Die Kinder sind abenteuerlustig und fantasievoll. In einem leerstehenden Lokal haben sie sich ihr Quartier eingerichtet, in dem sie sich regelmäßig treffen. Auch um die Pläne zur Rettung der Schule zu schmieden.
Bella bekommt ein Buch zum Thema Revolution in die Finger, das verschiedene Tipp zum Widerstand liefert und zudem dazu aufruft, radikal zu sein. Dabei schießen die Kinder in meinen Augen manchmal über das Ziel hinaus. Sie entwickeln kreative, teils aber auch sehr extreme Ideen, die nicht immer gut durchdacht sind, und das Dorfleben durcheinander bringen. Einige Begriffe rund um die Revolution und zivilen Widerstand werden am Ende des Buches in einfacher Sprache erklärt. Dennoch empfinde ich die Begrifflichkeiten und Thematik für die Zielgruppe ab 8 Jahren als recht anspruchsvoll.

Es ist eine Geschichte über Zusammenhalt und den Mut, für die eigenen Interessen einzustehen. Da es einige Pannen gibt, wird auch die Freundschaft von Bellas Bande auf die Probe gestellt. Es kommt zu verschiedenen Streitigkeiten, die ich für die Zielgruppe als sehr lebensnah beschrieben fand. Speziell Bella hat stark mit ihren Emotionen zu kämpfen und mehrere kleine Wutausbrüche. Die ganze Dynamik in der Freundesgruppe ist realitätsnah, es gibt Streit, Entschuldigungen, Ängste vor Verlust und den Wunsch nach Zugehörigkeit. Ein Kind der Gruppe „haut die anderen, wenn er wütend wird“ (S. 8). Auch das kein unnormales Verhalten unter Kindern, allerdings hat mir an einigen Stellen die Art der Beschreibung, dass es normal und in Ordnung ist, nicht zugesagt. Wobei hierzu gesagt sei, dass Bella die Ich-Erzählerin der Geschichte ist und die kindliche Wahrnehmung entsprechend anders ausfällt.

Der Schreibstil ist lebendig und – von Revolutionsvokabular abgesehen – kindgerecht. Kleine schwarz-weiße Zeichnungen lockern die Geschichte auf.
Gut gefallen hat mir auch die kurze Einleitung zu allen Kindern, die jeweils mit einem kleinen Foto und den wichtigsten Infos versehen ist. So ist es gerade zu Beginn möglich, nochmal kurz nachzuschlagen, um den Überblick zu behalten.

Fazit

Ein lebendiges Dorfabenteuer mit ernsten Themen, das dazu aufruft, für die eigenen Rechte und Interessen einzustehen und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen, wobei besonders der Gedanke, dass man Dinge gemeinsam meistern kann, herausgearbeitet wird. Die gewählten Mittel sind dabei allerdings manchmal etwas (zu) extrem. Die realitätsnahen kleinen Konflikte zwischen den Kindern und die lebendige Schreibweise haben mir gut gefallen.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Viel Gefühl und einige Längen (3,5)

Somebody to Love - Northern-Hearts-Reihe, Band 1 (Dein SPIEGEL-Bestseller | Limitierte Auflage mit Farbschnitt und Charakterkarte) von Rebekka Weiler

Vor 8 Monaten ist Freyas Freund Hendrik gestorben. Sie kann ihn nicht vergessen und will nicht glauben, dass er wirklich bei einem Einbruch einen Wachmann angegriffen hat.
Als sie eine unerwartete Entdeckung macht, bitte Freya Hendriks Bruder Emil um Hilfe. Sie teilen ihre Trauer, gehen den Ereignissen der Todesnacht auf die Spur und kommen einander näher.

Doch ihre Gefühle füreinander wollen sie nicht zulassen…

Freya und Emil schildern abwechselnd ihre Erlebnisse aus der Ich-Perspektive. Dazwischen gibt es kurze Rückblicke ins Leben der Drillinge Hendrik, Emil und Lene, die einigen Unsinn gemacht, aber immer zusammengehalten haben.

Emil mochte ich sofort. Er ist freundlich und hilfsbereit. Er ist jederzeit für Freya da, stützt und unterstützt sie und versucht auch in seiner Familie für eine friedliche Stimmung zu sorgen, obwohl die Situation sehr angespannt ist.

Freya hat es seit Hendriks Tod nicht leicht. Nicht nur mit ihrem Verlust hat sie zu kämpfen, sondern auch mit dem negativen Bild, dass seitdem von Hendrik geschaffen wurde und an das auch ihre Eltern plötzlich glauben wollen, sodass sie wenig Verständnis für Freyas anhaltende Traurigkeit aufbringen.
Die Suche nach neuen Spuren gibt ihr Hoffnung und ein Ziel, bringt aber natürlich auch viele Erinnerungen zurück.

Durch die gemeinsame Suche verbringen Freya und Emil viel Zeit miteinander. Ganz langsam kommen sie sich näher. Wie sie beginnen, einander mit anderen Augen zu sehen, aber wegen ihrer Gefühle einen inneren Konflikt entwickeln, fand ich schön beschrieben. Letztlich war ich aber doch überrascht, wie schnell es sich dann entwickelt.
Und obwohl zwischen Emil und Freya eigentlich alles geklärt ist, kommt es dann zu unschönen Szenen. Das Verhalten mancher Figuren fand ich ziemlich übertrieben und unpassend. Auch die Lösung des Konflikts hat mir nicht zugesagt, da es in meinen Augen die falsche Person ist, die sich für die falschen Dinge einsetzen muss.

Die verschiedenen Charaktere haben alle ihren ganz eigenen Umgang mit der Trauer. Aber auch wer trauert, darf (wieder) glücklich sein. Und trotz Verlust darf Freya wieder lieben – diese Botschaften waren schön in die Handlung eingebunden.

Spannend fand ich die Such nach Antworten, die einige unerwatete Hintergründe zutage fördert. Allerdings dauert dieser Prozess sehr lange, sodass der Handlungsverlauf letztlich sehr ruhig ist und insgesamt sehr wenig passiert.

Die bildhaften, stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf einen Norwegenurlaub.

Fazit

Ruhige Geschichte, die voller Emotionen steckt, die allerdings manchmal zu sehr überkochen. Jede/r trauert auf seine ganze eigene Art – aber nicht immer war das Handeln der Figuren für mich nachvollziehbar. Obwohl die Entwicklung zwischen Freya und Emil schön beschrieben ist und die Suche nach Antworten spannende Momente hat, hatte die Handlung für mich einige Längen.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Schöner, aber ruhiger Auftakt

Hunting Souls von Tina Köpke; Rebecca Veil; Louis Friedemann Thiele

Katrina Smythe hatte vor einen Jahr einen tödlichen Unfall. Seitdem ist sie eine Untote und froh darüber, da sie sich nicht mehr mit aufgewühlten Teenagergefühlen herumschlagen muss.
Als eine Jägerfamilie im Nachbarhaus einzieht, wird ihr Leben aber dennoch wieder turbulent. Nicht nur, dass die Jäger Hilfe von den Übernatürlichen erbitten, Katrina wird auch noch unfreiwillig an den gleichaltrigen Tate gebunden.

Ausgerechnet an den Feind gekettet – der absolute Horror für Katrina. Besonders als ihr Körper beginnt, Gefühle zu entwickeln, die sie gar nicht haben dürfte…

Die Urban-Fantasygeschichte kommt mit einem spannenden Mix verschiedenster Wesen daher: Katrina ist eine Untote, ihre Schwester ist eine Hexe, ihr Bruder ein Werwolf und ihre Eltern Vampire. Zudem gibt es noch die Jäger, die die Übernatürlichen töten.
Und die „normalen Menschen“ wissen nichts vom alledem.

In der Schule ist die 18-jährige Katrina eine Außenseiterin. Zwar wissen ihre Mitschüler:innen nichts von ihrer wahren Identität, aber sie gilt trotzdem als komisch, wird gemieden und schräg angeschaut. Ihre Schwester ist ihre beste Freundin. Das liebste Spiel der beiden ist es, sich gegenseitig tödliche Streiche zu spielen. Und so geht es im Hause Smythe manchmal chaotisch und turbulent daher.
Als Untote ist Katrina übermenschlich stark und fühlt anders (weniger) als Menschen und andere Übernatürliche. Ihre nüchterne, teils gleichgültige Art fand ich sehr angenehm. Allerdings ändert sich diese im Verlauf der Geschichte. Als Katrina unfreiwillig an den Jäger Tate gekettet wird, stellt sie fest, dass die lange nicht so gefühlskalt ist, wie sie dachte – und wie sie gern sein möchte.

Dass Tates Jägerfamilie die Hilfe der Übernatürlichen erbittet, ist bereits ungewöhnlich. Die unfreiwillige Verbindung von Katrina und Tate zwingt aber beide dazu, noch tiefere Einblicke ins Leben, die Kultur und Absichten der jeweils anderen zu bekommen. Und letztlich erkennen beide, dass sie voller Vorurteile sind.
Anfangs ist die Stimmung extrem angespannt. Zwar hatte Katrina bereits zugestimmt, den Jägern zu helfen, aber Tate so nah bei sich zu haben, bringt sie regelmäßig auf die Palme. Ganz langsam ändert sich die Beziehung der beiden. Die Feindseeligkeit wechselt zu einem spielerisch neckenden Verhalten. Sie wollen einander ehrlich unterstützen und helfen.
Das Zusammenspiel von Tate und Katrina, die Entwicklung und Veränderung in ihrem Verhalten und Denken übereinander hat mir richtig gut gefallen.

Drum herum gibt es noch eine Story – rätselhafte Vorfälle, in die auch beide Familien irgendwie ein wenig verwickelt sind. Leider kommt dieser Handlungsstrang insgesamt zu kurz. Letztlich fand ich die Geschichte zwar interessant, der Handlungsverlauf aber eher ruhig und langsam. richtige Spannung kommt noch nicht auf, da an dem Handlungsstrang, der Geheimnisse und Dramatik verspricht, nur gekratzt wird.

Das Ende ist dann ein riesiger Cliffhanger, der deutlich turbulentere Ereignisse für den zweiten Band verspricht.

Rebecca Veil und Louis Friedemann Thiele machen in meinen Augen (oder Ohren) einen guten Job. Beiden habe ich sehr gern zugehört, sie bringen die Eigenheiten ihrer Figuren in der Betonung gut rüber. Besonders Katrinas mal patzige, mal aggressive, mal aufgewühlte Stimmung fand ich schön dargestellt.

Fazit

Vielfältige Wesen, interessante und facettenreiche Hauptfiguren, die beide eine große Entwicklung durchmachen und vor allem mit ihren verbalen Schlagabtauschen für Momente zum Schmunzeln sogen, aber auch ernst Gespräche führen.
Insgesamt passiert mir aber zu wenig. Die möglicherweise spannendenden, rätselhaften Ereignisse werden nur am Rande angedeutet, spielen aber noch kaum eine Rolle. Die Entwicklung zwischen Tate und Katrina (die auch wirklich toll dargestellt ist) steht hier klar im Fokus.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Schauriges Szenario

Die Burg von Ursula Poznanski

Milliardär Nevio hat unter einer alten Burg ein Höhlensystem mit hochmoderner LED-Technik ausgestattet und eine neue Escape-Welt geschaffen. Eine KI erfüllt die Wünsche der Spieler, sodass jede Tour absolut individuell verläuft.
Nun, wo die Eröffnung kurz bevorsteht, hat Nevio sich ein Testteam eingeladen, das die Burg hinterher bewerben soll – unter anderem eine Influencerin, Rätselexperten und einen Professor, der die historische Genauigkeit bestätigen soll.

Doch der Test verläuft völlig anders als geplant, als die KI das Spiel zu verändern beginnt…

Die Idee der KI-gesteuerten Escape-Welt finde ich total spannend. Mithilfe der LED-Technik können die unterschiedlichsten Welten geschaffen werden. Die verschiedenen Wesen und Räume, die erzeugt werden, werden anschaulich beschrieben. Nach Eingabe der Spiel-Wünsche gibt die KI zudem Anweisungen, welche Gegenstände das menschliche Team in welchem Raum platzieren soll, um das Rätselerlebnis nicht völlig digital ablaufen zu lassen.
Anfangs war ich skeptisch, ob mit dem Wissen, dass alles künstlich erzeugt ist, eine entsprechende Stimmung entstehen kann. Doch die Testgruppe verfällt schnell der düsteren Atmosphäre und muss sich selbst immer wieder daran erinnern, dass die Figuren nicht echt sind.

In der Vielzahl der Charaktere musste ich mich zu Beginn erst zurechtfinden. Erzählt wird die Handlung aber letztlich aus der Sicht von Maxim, Escape-Room-Besitzer und Testeilnehmer, und Alissa, eine von Nevios Mitarbeiterinnen, die das Spiel von draußen überwacht und sich um das Wohlergehen der Spieler kümmert.
Alissa war mir sehr sympathisch. Sie agiert freundlich, überlegt und fürsorglich. Besonders viel erfährt man ansonsten aber nicht über sie. Auch alle anderen Charaktere geben im Verlauf zwar unfreiwillig einige Geheimnisse preis, werden für mich aber nicht richtig greifbar. Auch Maxim nicht, der über weite Strecken durch die Handlung führt. Trotz der Perspektive fehlten mir die Einblicke in das (Innen-)Leben der Figuren.

Die Geschichte beginnt noch relativ ruhig und spaßig, doch schnell zeigt sich, dass das Spiel nicht so verläuft, wie die Teilnehmer es sich vorgestellt hatten. Plötzlich ist die Gruppe in dem Höhlensystem gefangen und sämtliche Rätsellösungen bringen sie nicht merklich weiter. Je länger das „Spiel“ andauert, desto mehr liegen die Nerven blank. Die Darstellungen werden blutiger und grausamer – mit der Zeit wird es aber etwas viel, wirkt doch etwas überladen.
Zwar ist die Handlung grundsätzlich spannend, hat aber auch einige zähe Passagen. Viel zu lange irren die Charaktere ergebnislos durch die Räume. Mit den Figuren mitfühlen konnte ich nicht, dementsprechend habe ich auch nicht wirklich mit ihnen mitgefiebert und war dann doch froh, als das Buch zu einem – zugegeben überraschenden – Ende kam. Ein paar Fragen bleiben aber für mich offen.

Fazit

Das Escape-System ist interessant und sehr anschaulich und ideenreich beschrieben. Auch die Idee mit der außer Kontrolle geratenen KI hat mir gut gefallen. Die Dramatik steigt an, je weiter die Geschichte voranschreitet, gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Längen. Mit dem Erzählstil hatte ich bis zuletzt meine Probleme, es ist mir nicht gelungen, mit den Figuren mitzufühlen und mitzufiebern.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Emotional, toller Schreibstil

Coldhart - Strong & Weak von Lena Kiefer

Elijah ist bereits aus der Westwell-Reihe bekannt. Seit diesen Ereignissen sind einige Jahre vergangen, Elijah ist nun erwachsen, studiert und arbeitet gemeinsam mit seiner Mutter in der Baufirma.
Elijah hat einen festen Freundeskreis, lässt aber keine Frau näher an sich heran, um nicht die Kontrolle zu verlieren, die er so dringend benötigt.

Die Begegnung mit Felicity, die neu in der Stadt ist, bringt genau diese Kontrolle ins wanken…

Die Westwell-Trilogie liegt für mich noch nicht so lange zurück. Dort war Elijah ein sympathischer, aber sehr schüchterner, teils ängstlicher Teenager. Und plötzlich ist er erwachsen – und gibt sich zumindest nach außen stahlhart. Doch noch immer quälen ihn die Erinnerungen an die Entführung, die nie aufgeklärt wurde.
Die emotionalen Einblicke in seine Gefühlswelt mochte ich sehr gern und zeigen ein ganz anderes Bild, als Elijah die Leute sehen lässt.

Den Leser:innen gibt der Prolog einen Wissensvorsprung. Denn ein Rückblick zur Entführung offenbart einen der Täter. Dies macht Elijahs Spurensuchen aber nicht wenige spannend, steigert aber von Beginn an die Dramatik der Geschichte.

Felicity ist eine touche, junge Frau. Sie möchte in New York studieren und bittet daher ihren Vater, den sie zuvor noch nie getroffen hatte, um Geld. Sie ist fest entschlossen, alles zurückzuzahlen und auf eigenen Beinen zu stehen. Die laute, trubelige, teure Stadt macht ihr den Start aber nicht so einfach.

Die Handlung ist ein stetiger Wechsel zwischen ruhigen und dramatischen Passagen. Elijah stellt Nachforschungen zu seiner Entführung an, die nicht nur sein Inneres aufwühlen. Und auch Felicity macht ein paar unangenehme Erfahrungen an ihrem neuen Wohnort.
Das Kennenlernen zwischen Elijah und Felicity geht sehr langsam vonstatten – nicht zuletzt, weil Elijah sie auf Abstand halten möchte.
Ich habe die bedächtige Annährung ebenso gern verfolgt wie die Einblicke in den Alltag der beiden sympathischen Figuren. Der flüssige, anschauliche Schreistil trägt auf jeden Fall seinen Teil dazu bei, dass die Seiten nur so dahinfliegen.
Allerdings war ich mit dem Verhalten der beiden nicht immer einverstanden. Im Verlauf gibt es einiges vermeidbares Drama – das offene Ende gehört definitiv dazu.

Über das Wiedersehen mit Helena und Jess habe ich mich sehr gefreut. Es ist schön, hier am Rande mitzuerleben, wie sich ihre Träume und Ziele einige Jahre später entwickelt haben.

Fazit

Toller Schreibstil, sympathische, facettenreiche Figuren und ein drohendes Unheil, das für stetige (An)spannungsmomente sorgt. Allerdings gibt es einige Szenen, in denen Elijah und Felicity mit ihrem Verhalten unnötig aufgebauschte Dramen herbeiführen, auf die ich gut hätte verzichten können…

im Shop ansehen weitere Rezensionen von