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Persönliche Lese- tipps

Jennifer empfiehlt:

Der Hund, der sein Bellen verlor

Der Hund, der sein Bellen verlor von

Als ich auf der Arbeit "Der Hund, der sein Bellen verlor" auspackte, schmolz mein Herz sofort dahin, weil die Illustration vom kleinen Oz unserem Terrier-Mischling Sammy sehr ähnlich sieht. Colfer's neues Buch erzählt eine herzerwärmende Geschichte aus der Perspektive eines Hundes und Jungens – zwei unschuldige, ehrliche Blickwinkel auf unsere oft so verzerrte Welt.

Die Geschichte von Oz und Patrick birgt wertvolle Lektionen zu Geduld, Vertrauen, Tierliebe und der Bedeutung von Familie. Einfühlsam beschreibt Colfer die Verständnislosigkeit und Angst, die Oz bei lauten Schreien, vor Waschmaschinen und an unbekannten Orten empfindet, nachdem er von seinen Geschwistern und seiner Mutter getrennt wurde. Er vermittelt dadurch Kindern einige der Grundzüge der Hundehaltung auf mitfühlende Weise: Auslauf, Zeit, Futter, Streicheln, Rücksicht, sauberes Wasser, Geduld. Zugleich geht er auf den Schmerz eines Trennungskindes und den seiner Eltern ein, die sich versuchen, mit einer neuen, harten Realität zurechtzufinden. Letzten Endes sind es Freundschaft und die Kraft der Musik, die Trost spenden und zwei verletzte Seelen zusammenschweißen.

Neben der berührenden Geschichte runden P.J. Lynch's Illustrationen im Bleistiftskizzenstil das Buch wunderschön ab. Eine absolute Kinderbuchempfehlung für Hundeliebhaber, Musiker und junge sowie alte Menschen, die es gerade familiär nicht leicht haben.

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Im Land der Wolken

Im Land der Wolken von Alexandra Helmig

Von der Wichtigkeit des Nichtstuns in unserer informationsüberfluteten Welt – ein zauberhaft erzähltes und hinreißend illustriertes Kinderbuch.

Ideen sind wie bunte Wolken am Himmel. Sie inspirieren und verzaubern. Aber sie hängen auch wie Gewitterwolken über unseren Köpfen und verlangen von uns, nie inne zu halten, ihnen nachzurennen.

"Es gibt sogar Wolken, die das Blaue vom Himmel versprechen. Pausenlos springen die Menschen von Wolke zu Wolke. Es gibt so viele Wolken, dass die Menschen Angst haben, die besten zu verpassen."

Der Außenseiter Henry aber fürchtet sich vor den Wolken und dem Druck, den sie mit sich bringen. Er schätzt das Nichtstun, das Bewundern, das Klarsehen. Als die aufgeschlossene Stefanie in die Stadt zieht, gesellt sie sich zu ihm; und die Wolken lichten sich um sie und die anderen Stadtbewohner. Denn es ist auch okay, sich dem Leben selbst zu widmen.

Der Mixtvision-Verlag verzaubert mit all seinen Kinderbüchern – "Das Land der Wolken" ist dabei keine Ausnahme. In Alexandra Helmig und Anemone Kloos hat sich ein wunderbares Autor- und Illustratorinnenduo gefunden. Während Helmig fantasievoll vom Land der Wolken erzählt, untermalt Kloos ihre Geschichte mit wunderschönen Skizzen und bunten Wasserfarben.

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Das kleine Walhorn

Das kleine Walhorn von Jessie Sima

Nori das Einhorn lebt im Meer. Obwohl seine Narwalfamilie ihn genauso liebt, wie er ist, weiß er, dass er etwas anders ist. Sein Horn ist kürzer, das Walessen schmeckt ihm nicht und er ist nicht der beste Schwimmer. Eines Tages wird Nori von einer Strömung bis ans weit entfernte Festland mitgerissen – und traut seinen Augen kaum, als er nach den ersten unbeholfenen Schritten als Land-Narwal andere Tiere kennenlernt, die ihm so viel ähnlicher sind, als seine Familie: Einhörner! Nori freut sich riesig, endlich Gleichgesinnte gefunden zu haben, aber bald vermisst er seine Walfamilie.

„Das kleine Walhorn“ erzählt eine herzerwärmende Geschichte über Offenheit und Inklusion für Jung wie Alt. Denn was zählt, ist nicht das Äußere, sondern Freundlichkeit und Liebe gegenüber anderen. Dabei ist Zuhause vor allem ein Gefühl und viel weniger etwas, das von Geburt an festgelegt ist. Obendrein ist das Bilderbuch einfach nur goldig illustriert.

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Die Schneiderin des Nebels

Die Schneiderin des Nebels von

Ein kleines Buchkunstwerk mit poetischer Geschichte – wunderschön, liebevoll & herzensnah für Trennungskinder.

"Die Schneiderin des Nebels" ist bei Weitem das schönste Kinderbuch, das ich je in Händen gehalten habe – sowohl bildlich, als auch erzählerisch. Die argentinische Illustratorin Valeria Docampo hat mit dem Buch ein Kunstwerk aus Licht und Schatten, Schwarz, Gelb und Transparentpapier geschaffen.

Teilweise hat man das Gefühl, die Farben beim Berühren noch verwischen zu können.

Die französische Autorin Agnès de Lestrade spinnt eine faszinierende Geschichte um das verletzte Herz der jungen Rosa. Nach der Trennung ihrer Eltern ist ihr Leben von Nebelschleiern verhüllt, mit denen sie Stoffe für sich und andere Menschen spinnt, die schmerzhafte Wahrheiten verdecken möchten. Als sie eines Tages einen Brief von ihrem Vater bekommt, hüllt sie ihn zunächst in Nebel, öffnet ihn letztlich aber doch. Und sogleich erstrahlt ihre einst kohlschwarze, graue Welt in lichten Gold- und Sonnentönen, aus denen sie ein Geschenk für ihren Vater webt – und schließlich auch für alle anderen.

Gerade bei Trennungen ist es die Aufgabe der Eltern, die Gefühle ihrer Kinder nicht außer Acht zu lassen, die sich häufig still in grauen Nebel hüllen. Liebe und Zeit können den Nebel wie Sonnenstrahlen durchbrechen.

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Auf leisen Sohlen durch die Nacht

Auf leisen Sohlen durch die Nacht von Marie Dorléans

Als die Sterne noch am Firmament funkeln, begibt sich eine vierköpfige Familie auf eine Wanderung – das Ziel: eine Verabredung. Ihr Weg führt sie durch verschlafene Gassen, moosige Wälder, vorbei an einem schimmernden See und zirpenden Grillen und über schroffe Felsen. Unterwegs rasten sie auf einer Lichtung: „Tausende Insekten bringen das Gras um uns herum zum Knistern.

Das Schauspiel am Himmel raubt uns den Atem.“ Gerade noch rechtzeitig schaffen sie es zu ihrer Verabredung mit dem wunderschönen Tagesanbruch hinter den imposanten Berggipfeln.

„Auf leisen Sohlen durch die Nacht“ ist ein bezauberndes Bilderbuch über das Wunder der Nacht und die Schönheit der Natur. Die Franzosin Marie Dorléans hat eine in ihrer Einfachheit betörende Geschichte über den Zauber nächtlicher Wanderungen verfasst, die von Ina Kronenberger in poetisches Deutsch übersetzt wurde. Dabei erinnern Atmosphäre und Illustrationen des Buches an die eigene Kindheit in den Alpen. Gerade das Bild des Morgengrauens sieht so realistisch wie fantastisch aus.

Absolute Empfehlung für große und kleine Bergfexe!

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Du bist mein Lieblingsbär

Auf leisen Sohlen durch die Nacht von Marie Dorléans

Zu Wasser, im Wald, ängstlich, genervt, verloren, im Winter, im Sommer, bei Sonnen- und Mondschein – der kleine Bär weiß, dass er immer und überall auf den großen Bär zählen kann. Denn er zeigt ihm den Weg, das Lachen und die Geborgenheit und singt ihm immerzu eine feine Melodie vor.

Dieses liebevoll gestaltete Bilderbuch von Scheuer und Williams ist eine kleine Geschichte über den großen Wert von guten Freunden und Familie.

Während die beiden Bären sich zu jeder Jahres- und Tageszeit gemeinsam durch die Welt schlagen, begleiten sie die Töne von „Liebling, halt den Winterschlaf mit mir“, dessen Noten und Text nach der Bildgeschichte auch im Buch sind. Stimmungsvolle Farben und herzige Zeichnungen runden diese zauberhafte Geschichte ab.

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Lizzy Carbon und der Club der Verlierer

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer von Mario Fesler

"Hallo. Mein Name ist Lizzy Carbon, ich bin dreizehneinhalb Jahre alt und Gott möchte mein Leben zerstören."

Trockener Humor, Sarkasmus und schonungslose Offenheit – so berichtet Lizzy Carbon von ihrem Leben und der Bürde, für das Schulfest eine Projektgruppe leiten zu müssen. Als ob das nicht schon genug wäre, muss sie das mit dem "Klub der Verlierer" organisieren, einer Reihe unbeliebter Unterstufler.

Zoff zwischen Teenager-Cliquen, anstrengende Eltern und lauter Idioten machen Lizzy das Leben schwer. Vorlaut und frech wie sie ist, beißt sie sich allem zum Trotz durch und lernt dabei viel über sich selbst.

Mario Fesler ist mit diesem Jugendbuch ein amüsanter und zugleich schonungslos ehrlicher Roman gelungen, der Mobbing und das Erwachsenwerden gewieft thematisiert. Neben der Thematik sind Sprache und Erzählstil einfach herrlich zynisch: "Glückskekse mit eingebackenen Tombolalosen – Innovation ist ein echt mühseliges Geschäft." Nicht umsonst wurde er dafür mit dem Jugendbuchpreis für neue Talente ausgezeichnet.

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Agathe

Agathe von Anne Cathrine Bomann

"Agathe" fiel mir wegen des wunderschönen Covers von hanserblau auf. Nach dem Lesen des Klappentexts war ich neugierig auf den Erstlingsroman der dänischen Autorin Anne Cathrine Bomann geworden, in dem sie aus der Perspektive eines lustlosen, an sich selbst zweifelnden Psychiater im Frankreich des 20.

Jahrhunderts schreibt und denkt. Der namenlose Protagonist zählt zu Beginn noch die exakt 800 zu führenden Patientengespräche bis zu seinem Ruhestand; nach der Begegnung mit der deutschen Agathe Zimmermann, dem Schicksal seiner Sekretärin Madam Surrugue und seinem Nachbarn geraten jedoch Routinen sowie Weltansichten aus den Fugen.

Bomann versteht sich darauf, aus Worten eine greifbare Atmosphäre zu schmieden. Während den Patientengesprächen hat man manchmal selbst das Gefühl, auf dem typisch Freud'schen Divan zu liegen und zu assoziieren, während der kauzige Psychiater mehr oder weniger zuhört. Dessen Gedanken und Verdruss schildert die Autorin lebensnah, realistisch und zynisch. Nach jahrelanger Praxis und wegen Patienten, die sich Wunder von ihm angesichts ihrer teils mehr, teils weniger trivialen Probleme erwarten, ist leicht nachvollziehbar, weshalb der Protagonist die Stunden bis zur Pension zählt und Vogelskizzen statt Notizen auf seinem Block verewigt. Ein stummer Schrei nach Freiheit? Vielleicht – "Nur noch vierhundertachtundvierzigmal musste ich mit diesen Menschen sprechen, die ich inzwischen gar nicht mehr versuchte, zu verstehen." Bomann wirft einige interessante, mitunter grundlegend existenzielle Fragen zum Sinn des Lebens, der Angst vor Bedeutungslosigkeit und der Leere ohne Liebe auf. Darüber, wie wir in unserer Welt aneinander vorbei leben und erst in wahrhafte Existenz treten, wenn andere uns wahrnehmen; wie den Nachbarn, den man durch die Wand wie einen alten Freund kennt und der einem eigentlich fremd ist. Eine meiner Lieblingspassagen war das Gespräch mit einem Krebskranken über den Tod:

"Panische Angst!" Nun lächelte er wieder, diesmal mit den Augen. [...] "Ich glaube, am schlimmsten ist die Vorstellung, das Gesicht meiner Frau nie wieder sehen zu können. An einen Ort zu kommen, wo sie nicht ist." [...] "Ich hoffe, Sie finden heraus, wovor Sie Angst haben. [...] Ansonsten wäre es eine fürchterliche Vergeudung." Ich sah ihn an und zuckte mit den Schultern; war bis jetzt nicht eigentlich fast alles vergeudet gewesen? "Wie findet man heraus, wovor man Angst hat?" "Meiner Erfahrung nach [...] beginnt man mit seiner größten Sehnsucht."

Während diese und einige andere Dialoge sehr berührend waren und zum Nachdenken anregten, war es schade, dass die potenziell reiche und tiefgreifende Handlung "Agathes" relativ seicht war. Das Buch ist nur 150 Seiten dick und darunter leidet die Ausarbeitung der Charaktere, ihrer Hintergrundgeschichten und Motive. Dabei gab es einige interessante Stellen, an denen Bomann tiefer greifen hätte können. Stattdessen fühlt es sich etwas wie eine Aneinanderreihung von Aphorismen und Themen an, die in einem Monolog und mit fragmentarisch ausgearbeiteten Erzählsträngen verwoben wurden.

Alles in allem war "Agathe" eine nette Sonntagabendlektüre mit interessanten Fragestellungen und ein paar unerwarteten Schmunzlern. Aber leider war mir die Geschichte an sich zu oberflächlich. Ich denke, LeserInnen / Fans von Streleckys "Das Café am Rande der Welt" oder Coelhos "Der Alchemist" könnte es aber sehr gut gefallen.

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Vox

Vox von Christina Dalcher

Mit der Idee, dass Frauen per Regierungsdekret nur 100 Wörter pro Tag erlaubt sind, hat Dalcher ein faszinierendes dystopisches Konzept entworfen. Die USA, die sie beschreibt, erscheinen zugleich entsetzlich und bekannt – patriarchisch, überaus patriotisch, zutiefst christlich, absolut konservativ.

Kleine, schleichende Änderungen im System führen zu einem ungerechten, unterdrückerischen Regime – neue Schulbücher, Belohnungen für Mädchen, die gar nicht sprechen, verschwundene Reisepässe. Dalcher spricht in Vox eine Vielfalt von Themen an, indem sie einen Einblick in die Gedanken der Protagonistin Jean – Mutter, Ehefrau, renommierte Linguistin – gewährt. Diese ringt damit, ihre Söhne zu lieben, die nach und nach dem System in die Hände spielen, und ihren Ehemann, der passiv zusieht, wie sich die Situation zuspitzt. Verzweifelt versucht sie, ihrer Tochter Sofia einen Schein von Normalität zu vermitteln, obwohl sie ein Armband trägt, das ihr Elektroschocks gibt, sobald sie ein paar dutzend Worte zu viel spricht. Und plötzlich bietet sich ihr eine Möglichkeit, ihre Stimme wiederzuerlangen und sie zahlt bereitwillig den hohen Preis.

Vox regt zum Nachdenken an. Es ist ein Roman, der mit Nachdruck betont, wie wichtig Sprache und Worte sind – Werkzeuge, die wir tagtäglich benutzen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Dalcher beschreibt darin nicht nur die Neurologie hinter Sprache (Wernickes Aphasie) dar, sondern spricht auch die Wichtigkeit von politischer Beteiligung und den Zuschauereffekt an. Mit einer verschlungenen Handlung erzählt dieser Roman eine Geschichte von Verzweiflung, weiblicher Ermächtigung und davon, dass Hoffnung an unerwarteten Orten aufkommen kann.

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Schmetterlinge (Naturkunden)

Schmetterlinge von Andrea Grill

Eigentlich sind alle Bände aus der Reihe Naturkunden empfehlenswert; ich habe bisher Schmetterlinge (Andrea Grill) gelesen.

Hier wird keine bloße Wissenschaft betrieben, sondern die leidenschaftliche Erforschung der Welt.

Einige andere tolle Titel: Eulen, Krähen, Schafe, Korallen, Federn oder Wölfe.

Die Bücher überzeugen – abgesehen von der wunderschönen Bundoptik – durch facettenreichen Inhalt, individuelle Artenporträts und kunstvolle Illustrationen. Letztere entstammen den Federn klassischer Naturkünstler wie Sibylla Merian oder sind Radierungen, wie man sie in den Biologiebüchern von früher findet. Die Naturkunden zeichnen sich dadurch aus, dass jeder Band der Reihe etwas anders ist und verschiedene Themen behandelt – von persönlichen Anekdoten der Autoren über Mythen, Kunst, Bedeutung für das Ökosystem oder biologische Eigenschaften. Dabei nehmen die Bücher bewusst den Blick des Menschen auf die Natur als Teil der Natur ein. Im Falle von „Schmetterlinge“ bietet Andrea Grill interessante Einblicke in ihre Arbeit als Schmetterlingsforscherin in Griechenland und schöpft aus ihrem Wissensreichtum der – eines meiner Lieblingswörter – Lepidopterologie. Bücher, die drinnen wie draußen Freude bereiten!

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